„Urban Mining“: Ressourcen heben, aber wie?

25.11.2024
"Urban Mining" ist eine Riesenchance für die erneute Nutzung von Ressourcen, Aber wie gehen wir mit den Schadstoffen der Vergangenheit um?

Am 31. Oktober 2024 trafen sich Fachleute aus zahlreichen Bundesbehörden, Industrie und Wissenschaft auf Veranlassung des Umweltbundesamts in Dresden, um eine entscheidende Frage für das „Urban Mining“ zu diskutieren: „Urban Mining“ ist eine Riesenchance für die erneute Nutzung von Ressourcen, aber wie gehen wir mit den Schadstoffen der Vergangenheit um? Was früher einmal als ungefährlich galt, wird heute möglicherweise als kritisch eingestuft. Die Veranstalter hatten Henning Friege eingeladen, das Einführungsereferat zu halten. Er sprach sich für einen pragmatischen Ansatz aus: Ressourcenrückgewinnung müsse Priorität erhalten. Schadstoffe müssten so weit möglich abgetrennt werden. Sofern dies nicht möglich ist, sollten sie dort eingesetzt werden, wo eine Belastung von Menschen und Umwelt ausgeschlossen werden könne. In diesem Fall sollten die entsprechenden Produkte aber gekennzeichnet werden und nach weiteren Nutzungszyklen beseitigt werden.

Seine Präsentation finden Sie hier.

Selbstverständlich wollen wir keine heute als kritisch eingestuften Stoffe in Produkten finden, mit denen wir umgehen. Geht man andererseits auf die „ganz sichere Seite“ und beseitigt jeden Sekundärrohstoff mit verdächtigen Inhaltsstoffen, dann gehen gewaltige Mengen an Ressourcen verloren: Mineralisches Material landet ohne Umweg auf Deponien oder Plastikwerkstoffe werden vor einer zweten Nutzungsphase verbrannt. Und plötzlich steht „Circular economy“ gegen „toxix-free environment“: Politisch nicht haltbare Versprechen helfen bei einem solchen Thema nicht weiter.

„Urban Mining“ in der Diskussion

Diese nicht einfache Fragestellung wurde mit großem Engagement diskutiert – die Suche nach einer pragmatischen Lösung zeichnete dieses Fachgespräch aus, an dem zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus betroffenen Bundesoberbehörden, Industrieverbänden und Wissenschaft teilnahmen. Der Gefährdungsansatz des Chemikalienrechts ist zweifellos zielführend, wenn wir über Produkte in der unmittelbaren Umgebung des Menschen sprechen, seien es Spielzeug, Tapeten oder Textilien. Gewinnt man aber zum Beispiel Materialien aus einem hundert Jahre alten Tunnelbauwerk oder einem sechzig Jahre alten Bürogebäude, um sie als Sekundärrohstoffe in Baustoffen einzusetzen, dann ist das Risiko einer Belastung von Mensch und Umwelt durch darin gebundene Schadstoffe sehr gering.

„Urban Mining“: Was tun, wenn Schadstoffe im Spiel sind?

Die Abwägung zwischen Gefährdung und Nutzen sollte dann im Vordergrund stehen. Wir leben in einer Welt, in der wir Schadstoffe nicht ausblenden können – wir müssen mit Ihnen risikobewußt umgehen. Und hier Henning Frieges Empfehlungen:

  • Urban Mining ist ein wichtiges Instrument, um Rohstoffe zu schonen, Importe zu verringern und abgängige Infrastruktur zu verwerten.
  • Die Optimierung und Verschärfung spezifischer Gesetze für Abfall, Chemikalien, Bauprodukte usw. ist keine geeignete Lösung. Der Blick aufs Ganze ist (nicht nur) für „Urban Mining“ nötig!
  • Im Fall von nicht abtrennbaren Schadstoffbelastungen bedarf es einer Risikoabschätzung mit Bezug auf denkbare Einsatzorte sowie Beachtung des Ziels Ressourcenschonung: Daher sollte die Verwertung von Sekundärmaterialien mit potenziellen Schdstoffen an technisch geeigneter Stelle bzw. in technisch geeigneten Produkten erfolgen.
  • Ihre Rückholbarkeit ist durch Information über den Einsatzort sicherzustellen

 

 

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N³ Nachhaltigkeitsberatung
Dr. Friege & Partner Wirtschafts- und Naturwissenschaftler