Riesenameise und Asiatische Hornisse – was können Städte und Gemeinden tun?

16.07.2025

Invasive Arten gibt es in Deutschland mittlerweile zuhauf. Breiten sie sich bei Fehlen natürlicher Feinde aus, verdrängen sie teilweise heimische Arten zum Beispiel durch Eingriffe in deren Nahrungskette. Zwei invasive Insektenarten (Neozooen) standen vor wenigen Tagen im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Umweltbundesamts, die Dr. Ralph Ahrens für N³ mit vorbereitete und moderierte: Die Riesenameise, genauer die Große Drüsenameise (Tapiona magnum), kann Superkolonien bilden und erhebliche Schäden im Untergrund und in der Infrastruktur anrichten. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) wiederum könnte den Bestand der Honigbiene bedrohen.

 

 

Das Interesse war gewaltig: Die Veranstalter konnten mehr als 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorwiegend aus Kommunalverwaltungen begrüßen.

Frühzeitige Bekämpfung nötig

Beide Arten sollten bei ihrem Auftauchen bekämpft werden, bevor sie größere Schäden anrichten. Die Asiatische Hornisse ist bereits weit verbreitet – das Foto zeigt ein Hornissennest (mit freundlicher Genehmigung von Herrn Waldmann, Umweltministerium Baden-Württemberg). Die Riesenameise hat vor allem in Südwestdeutschland schon erhebliche Schäden angerichtet.

Die Veranstaltung richtete sich vorwiegend an Fachleute aus Kommunalverwaltungen Garten-, Tiefbau- und Ordnungsämtern. Fachleute des Umweltbundesamts wie auch des Bundesamts für Naturschutz erläuterten die Grundlagen des EU-Rechts zu gebietsfremden invasiven Arten sowie die für die Zulassung von chemischen und biologischen Bekämpfungsmitteln. Dabei wurde deutlich: Ein Biozid, das spezifisch gegen eines diesen beiden invasiven Insekten zugelassen ist, gibt es nicht. Teilweise fehlen auch gesicherte Forschungsergebnisse wie zu den sonst gegen Schadinsekten häufig eingesetzten Pheromonen (Sexuallockstoffen) auf Basis von Chrysanthemensäure.

Vermeidung von Schäden an der heimischen Insektenwelt

Wichtigste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bekämpfung:

  1. Die invasiven Arten schnell finden und sicher identifizieren, um Verwechslungen mit heimischen Arten zu vermeiden,
  2. so früh wie möglich bekämpfen, später wird es aufwändiger, schwieriger und damit teurer,
  3. den Rat von Fachleuten einholen und/oder erfahrene Schädlingsbekämpfer hinzuziehen und
  4. keinesfalls Insektizide einsetzen, die möglicherweise kaum gegen die invasiven Arten wirken , aber heimische Insektenvorkommen schädigen.

Riesenameise: Heißes Wasser hilft

Vertreter der Städte Kehl und Zürich sowie ein Schädlingsbekämpfer berichteten über die Ausbreitung der Große Drüsenameise und Schäden an Gebäuden, Leitungen und dem Eindringen in Wohnbereiche. Teilerfolge konnten mit häufiger Anwendung von heißem Wasser oder Bioziden erzielt werden. Kleine Nester konnten zerstört, Superkolonien nur dezimiert werden.

Asiatische Hornisse: Nester mit Vorsicht zerstören

Vorträge eines Schädlingsbekämpfers und aus Hamburg zeigten: Kleine Nester der Asiatischen Hornisse – die Embryonal- und Primärnester – lassen sich ohne viel Aufwand zerstören. Die deutlich größeren Sekundärnester, die oft hoch in Bäumen hängen und teilweise schwer zu entdecken sind,  werden jedoch aggressiv von den Hornissen verteidigt. Hier ist Vollschutz erforderlich. Nach heutigem Stand ist das Absaugen der Insekten aus dem Nest und deren anschließende Vernichtung eine brauchbare Methode, den Bestand zu dezimieren.

Eine Fülle von Fragen und Diskussionsbeiträgen aus teilweise ebenfalls betroffenen Kommunen zeigte, dass Probleme mit diesen beiden invasiven Arten zunehmen. Intensiv wurde über aktuelle Lösungswege, beide Arten in den Griff zu bekommen, diskutiert. Und es wurde auf Forschungsbedarf hingewiesen:  Gesucht werden wirksame Bekämpfungsmöglichkeiten, die nicht viel kosten. Dr. Ralph Ahrens fasste zusammen: „Dieser konstruktive Austausch zwischen engagierten Experten und den Kommunen hat mich richtig gefreut und ich glaube, die Asiatischen Hornisse und die Große Drüsenameise werden es künftig schwerer haben, sich auszubreiten.“

Auch ein Beitrag zu Nachhaltiger Chemie

Damit konnten wir die dritte Veranstaltung für das Umweltbundesamt zur Bekämpfung von Schädlingen möglichst ohne oder geringem Einsatz von Bioziden erfolgreich abschließen. Wir sehen dies auch als einen Beitrag zu unserem Engagement für Nachhaltige Chemie. Im Frühjahr 2023 ging es u.a. um den vorbeugenden Schutz von Holz als Baumaterial und die Vermeidung von Grünbelägen ohne Biozide. Im Jahr 2024 bereiteten wir eine Informationsveranstaltung zur Bekämpfung von Ratten unter weitgehendem Verzicht auf Rodentizide vor. Alle drei Konferenzen im Auftrag des Umweltbundesamts konnten wir – in Kooperation mit der Akademie Dr. Obladen durchführen.

Setzen Sie auf !

N³ Nachhaltigkeitsberatung
Dr. Friege & Partner Wirtschafts- und Naturwissenschaftler