Kreislaufwirtschaft und schadstofffreie Umwelt: Eine komplexe Beziehung

08.03.2023
Die Kreislaufwirtschaft und eine schadstofffreie Umwelt sind zwei wichtige politische Ziele, die nicht gleichzeitig erreicht werden können. Wir präsentieren eine Studie mit einer ganzheitlichen Sicht auf Materialflüsse von der Produktion bis zum Abfall. Das Konzept der „Kreislaufwirtschaft“ zielt darauf ab, die Wiederverwendung oder das Recycling von Produkten und Materialien aus der Technosphäre zu maximieren. Gefährliche Verbindungen gehören zu den größten Hindernissen für dieses Ziel. Andererseits zielt die Strategie für eine "schadstofffreie Umwelt" darauf ab, immer mehr Produkte ohne jegliche Schadstoffe zu schaffen. Beide Ziele sind Teil des 7. Umweltaktionsprogramms. Um beide Visionen anzugehen, ist eine gründliche Überarbeitung der Schnittstellen zwischen Chemikalien- und Abfallregulierung erforderlich. Es gibt eine gesetzliche Tendenz, die regulatorische Grundlage für Chemikalien auf den Abfallsektor auszuweiten, um die Kontamination von recycelten Materialien mit gefährlichen Stoffen zu verhindern. Im Gegensatz zur gefahrenorientierten Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (CLP) sind physikalische Eigenschaften, Aggregatzustand, Expositionsszenarien usw. Teil der risikoorientierten Einstufung von Abfällen. Aus der Untersuchung einiger praktischer Beispiele schließen wir, dass in einer Kreislaufwirtschaft auch in Zukunft risikobasierte Ansätze notwendig sein werden. Andernfalls würde der Umgang mit Abfällen extrem schwierig werden, ohne ein höheres Sicherheitsniveau für Arbeiter, Verbraucher und Umwelt zu erreichen. Darüber hinaus könnten Ansätze der Kreislaufwirtschaft frühzeitig erheblich beeinträchtigt werden.
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Mehr Informationen über bedenkliche Chemikalien sind für das Recycling hilfreich – aber „SCIP“ ist keine geeignete Lösung. Um mehr Abfall wiederverwenden oder recyceln zu können, sind Informationen über dessen Zusammensetzung erforderlich. Die EU-Abfallrahmenrichtlinie verpflichtet Hersteller, das Vorhandensein von besonders besorgniserregenden Stoffen in einer neuen Datenbank (SCIP) zu dokumentieren, die im Januar 2021 online ging. Wir haben einige Produkte unterschiedlicher Komplexität und mit verschiedenen Schadstoffproblemen aus verschiedenen Branchen untersucht. Unsere Studie zeigt, dass die neue Datenbank für Recyclingunternehmen nur begrenzt nützlich ist. Um das Recycling von gebrauchten Produkten zu fördern, empfehlen wir dringend:

  • eine maschinenlesbare Kennzeichnung aller betroffenen Produkte (z.B. einen aufgedruckten Barcode), aus dem die Zusammensetzung während der Erstbehandlung abgeleitet werden kann,
  • Erweiterung der Herstellerverantwortung (EPR) für Produkte wie Textilien oder Möbel, zusätzlich zu der bereits bestehenden für Verpackungen, Batterien, Elektrogeräte und Fahrzeuge,
  • praktikable Mechanismen, um die Interessenträger in den jeweiligen Wertschöpfungsketten zu motivieren, deutlich höhere Sammelquoten für gebrauchte Produkte als bisher zu erreichen,
  • Maßnahmen zur Verhinderung von falscher Entsorgung, Kreuzkontamination usw., insbesondere durch Privathaushalte und kleine Unternehmen, wie sie bei der Sammlung von Verpackungen bekannt sind,
  • Strafmaßnahmen einführen, um die Umsetzung solcher Vorschriften zu unterstützen und eine konsequente Durchsetzung gegenüber allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette zu gewährleisten.

Mehr lesen:

Präsentation von Henning Friege anlässlich der Abfallrechtstagung (Download)

„Umgang mit Schnittstellen zwischen Chemikalien-, Produkt- und Abfallrecht“ (veröffentlicht in AbfallR)

„Wie sollten wir mit den Schnittstellen zwischen Chemikalien-, Produkt- und Abfallrecht umgehen?“ (Environmental Sciences Europe 31:51 (2019))

Die neue europäische Datenbank für besorgniserregende Stoffe: Wie nützlich ist SCIP für die Abfallwirtschaft?“ (Sustainable Chemistry and Pharmacy 21:100430 (2021))

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Dr. Friege & Partner Wirtschafts- und Naturwissenschaftler